Das Weingut Poggio ist in seiner heutigen Form im Jahr 1993 entstanden, baut aber auf einem Grundstock auf, der schon seit über 50 Jahren und nun in der dritten Generation in Familienbesitz ist. Es wird gemeinsam von Ezio Poggio und seiner Schwester Mary bewirtschaftet, die eigentlich Pharmazie studiert hat, dann aber doch ins Familienunternehmen eingestiegen ist.
Von allen Timorassoproduzenten liegt das Weingut am weitesten im Süden, im Terre di Libarna, einer Subzone des Colli Tortonesi. Es gehört zu dem Borbera-Tal, einem Gebiet, das früher recht bedeutsam für den Weinbau war. Allerdings kam die Weinproduktion bis Ende der 1990er-Jahre quasi vollständig zum Erliegen. Erst als um die Jahrtausendwende einige Winzer, darunter Ezio Poggio, wieder anfingen, Weine neu anzupflanzen, kam es zu einer Renaissance des Weinbaus.
Diese Region ist bereits recht nahe am Apenningebirge, so dass die Weinberge recht hoch liegen. Die Parzellen befinden sich zwischen 400 und 550 Meter über dem Meeresspiegel und sind weitgehend nach Süden bzw. Südwesten ausgerichtet. Trotzdem wird das Mikroklima nachhaltig vom Mittelmeer und der Nähe zur Cote d'Azur beeinflusst.
Aktuell ist das Weingut das einzige der Terre di Libarna, das weitgehend unabhängig produzieren kann, da sich alle für die Weinerezeugung notwendigen Maschinen im Besitz der Familie befinden. Ezio war auch der erste Produzent, der aus Timorassotrauben einen Spumante erzeugte. Die Rebstöcke hierfür wurden 2005 gepflanzt, als er die ersten drei Hektar damit bestockte. Der Boden besteht aus Lehm und Kalk, die Planzendichte liegt bei ca. 4.000 Rebstöcken pro Hektar.
Neben Timorasso werden in dem Weingut auch Barbera, Cortese, Dolcetto und die autochthone Rebsorte Bonarda angebaut. Insgesamt erzeugen sie 12 Etiketten mit zusammen 60.000 Flaschen, davon werden jährlich ca. 20.000 Flaschen als Timorasso und 6.000 für den Timorasso-Spumante abgefüllt. Dessen Name ist Lüsarein, was so viel wie Glühwürmchen bedeutet. Diese Insekten treten in der Region im Sommer in Schwärmen auf und sind fast so etwas wie das regionale Symboltier. Aktuell ist auch ein weiterer Spumante in der Produktion, der nach der Champagner-Methode hergestellt wird. Er ist aber noch nicht im Verkauf erhältlich. Und zu guter Letzt produziert Ezio inzwischen auch zwei Grappe aus Timorasso-Trester. Einer der beiden ist klar, der andere dagegen wird zweitweilig in Holzfässern gelagert und bekommt dadurch eine Bernsteinfarbe.
Archetipo
Das Weingut erzeugt derzeit zwei Derthona Timorasso, den Archetipo (was mit Prototyp übersetzt werden kann, denn das war der erste Timorasso des Weinguts) und den Caespes (lateinisch für Terroir). Der erste Jahrgang, in dem das Weingut Timorasso abfüllte, war 2008, also drei Jahre, nachdem die jungen Schößlinge gepflanzt wurden.
Die Trauben werden von Hand geerntet und in kleinen Behältern ins Weingut gebracht. Nach der Mazeration verbleibt der Most für ca. einen Monat in Stahltanks. Während Ezio bisher eher mit ausgewählten Hefen gearbeitet hat, die er dem Most zusetzte, hat er nun damit begonnen, einzelne Weine auch spontan vergären zu lassen. Während dieser Zeit wird die Hefe wöchentlich untergerührt, um sie aktiv zu halten.
Nach dem Abstich wird der Wein dann in Reifetanks gefüllt, in denen er für ca. 12 Monate verbleibt. Nach der Flaschenabfüllung dauert es dann weitere 12 Monate, bis der Wein, den Ezio mit 13,5% Alkohol ausbaut, verkauft wird.